Durch die kunsttherapeutische Arbeit, bin ich immer wieder mit dem Umstand konfrontiert, dass individuellen Meinung und Gefühlswelt eine hohe Bedeutung beigemessen wird.
Dies ist an sich auch nichts verwerfliches. Es kann uns sogar sehr dienlich sein unsere Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen.
Aussagen wie, " mir gefällt das so", "meiner Meinung nach" oder Diskussionen über Subjektive Wahrnehmungen sind für eine erkennen von objektiven Gesetzmäßigkeiten, meist jedoch hinderlich, da dass individuelle erleben in der Vordergrund gerückt wird und somit sehr aus sich heraus handelt. Ein Phänomen welches, soweit ich es beurteilen kann, sehr westlich geprägt ist. In China habe ich etwas ganz anderes erleben dürfen. Hier ist das Verständnis ein Teil, eines größeren ganzen zu sein viel mehr kulturell verankert. Siehe hier z.B. auch die Landschaftsmalereien, in den der Mensch wenn überhaupt nur klein als Punkt im ganzen vorhanden ist. Portraits sind hingegen in der traditionellen Kunst doch eher weniger vorhanden. Hier geht jedoch das Individuum oft unter.
Dieser kulturelle vergleich soll keineswegs die eine über die andere Ausrichtung stellen, sondern lediglich die beiden Pole bewusst werden lasse, in den wir uns bewegen können. Doch möchte ich ein wenig das Bewusstsein für die uns doch eher fremd gewordene Seite schaffen.
Dieses Abbildung des Taiji Tu soll uns hierbei Helfen
Der Punkt in der Mitte, stellt das Individuum dar, wie der Mensch als Punkt in den chinesischen Landschaftsbildern, und der äußere Kreis alles was außerhalb des Individuums liegt. Sind wir nun voll und ganz mit dem Individuum (dem Punkt) identifiziert, sehen wir nur unsere Wahrheit. Sind wir nur im Außen sehen wir nicht unsere Verhältnis zu den Äußeren umständen und kennen nicht unseren Platz.
Ein wundervolles Beispiel hierfür ist, dass künstlerische Abbilden der Realität, welches ich häufig in der Kunsttherapie verwende. Meist sind es Tiere die Plastiziert oder Landschaften die gemalt werden. Entscheidend ist jedoch die Abbildende Tätigkeit, die Innen und Außen miteinander in kontakt treten lässt. Die Vorstellung die wir haben trifft im Abbildenden Prozess auf die Realität. Hier kommen die fundamentalsten Gesetze zum Vorschein, die den Schaffenden sich im hier und jetzt wahrnehmen lässt.
Um dies wieder zu veranschaulichen Betrachten wir Picasso's Abstraktion eines Stiers.
Wo der Stier zunächst noch realistisch dargestellt ist weichen immer mehr Details, bis die grundlegendsten Phänomene des Stiers übrig bleiben.
Um die Abbildung weiter Stier nennen zu können müssen bestimmte Eigenschaften weiterhin vorhanden sein, sonst wäre es kein Stier mehr. Ohne weiter auf dieses Beispiel einzugehen, erkennt man hieran, dass es Äußere Gesetze gibt denen wir uns nicht entziehen können.
So sehr wir auch etwas fühlen, unsere Gefühle werden die Realität nicht vollkommen verändern, höchstens beeinflussen.
Im Studium sagte ein Dozent zu diesen Umstan so schön, egal wie schmerzhaft oder unerträglich die Gefühle auch sind, auf unser Herz können wir uns verlassen. Es schlägt einfach weiter.
Er fügt dann noch etwas leiser hinzu, "allenfalls macht es mal ein kleinen Aussetzer".
Um die zustände, von außerhalb und innerhalb von uns, genauer zu betrachten, nehmen wir wieder die daoistische Sicht ein. Yin Yang sind keine voneinander getrennten Seiten sondern eins. So haben beide Seiten ihre Bedeutung. Sind wir zu sehr mit unseren Gefühlen, unserem Herzen oder Denken Identifiziert, verschließen wir uns der Welt. Es findet kein Entwicklung mehr statt, sondern repetieren lediglich unsere bereits erfahrenen Muster.
Sind wir hingegen nur im Außen verhaftet und nehmen nicht mehr unser Verhältnis zu den Dingen wahr, bleibt uns ebenso jegliche Erkenntnis verschlossen.
Werden wir hingegen "Still" und haben eine gute Verbindung zwischen Innen und Außen, zwischen Himmel und Erde, ist es uns möglich, uns dem Gesetz der Wandlung hinzugeben.
Diese Stille, die oftmals als Rückzug und innere Einkehr daher kommt, empfinde ich gleichzeitig als grenzenlose Offenheit und herzvolle Umarmung.
Danke Lars für die Inspiration...